Tutorial: Rovinj bei Nacht

Moin allerseits, hier geht es wieder weiter mit einem kleinen Tutorial. Die folgende Aufnahme entstand in Rovinj im Norden von Kroatien. Bevor die Reise anstand, recherchierte ich zunächst nach Orten an denen man während der Nacht Aufnahmen mit Sternenhimmel machen kann. Dabei ist es von Vorteil wenn die Besiedlungsdichte nicht zu hoch ist und die Lichtverschmutzung sich somit in Grenzen hält. Rovinj mit seiner pittoresken Alstadt hatte es mir sofort angetan und genau da wollte ich meinen Plan umsetzen. Bei nur drei Tagen Aufenthalt vor Ort gehörte natürlich auch eine Portion Glück dazu, da das Wetter ja weder planbar noch beeinflussbar ist. 😀 Letztendlich war der Himmel zwar nicht vollkommen wolkenlos, aber die paar kleineren Wolken geben dem Himmel zusätzlich noch etwas Struktur und stören mich absolut nicht.

Da die Stadt am Abend beleuchtet ist, steht man natürlich vor dem Problem, dass bei einer längeren Belichtungszeit bei relativ offener Blende und höherem ISO-Wert zwar Sterne sichtbar gemacht werden können, die man mit bloßem Auge nicht wahrnimmt, nur wird dann die hell erleuchtet Stadt hoffnungslos überbelichtet sein. Wählt man nun eine deutlich kürzere Zeit, dann erhält man vielleicht eine korrekt ausgeleuchtet Stadt, nur Sterne sind so gut wie nicht zu sehen. Damit ist man seinem Ziel auch nicht näher als zuvor, was also tun?

Den Dynamikumfang, den man hier in ein Foto bannen möchte, wird man mit der heutigen Sensoren-Technik nicht erreichen. In dem Fall hilft es nur, dem Problem mit zwei Belichtungen zu begegnen. An der D700 mit montiertem AF-S 24/1.4 wählte ich für die erste Aufnahme f/2, ISO800 bei 10 Sekunden Belichtungszeit. Länger wollte ich nicht belichten um keine Sternenspuren zu bekommen und ISO 800 sind noch so sauber, dass man bei der späteren Bearbeitung genug Reserven hat. Für die Stadt könnte man nun eigentlich die Blende weiter zumachen und den ISO-Wert runterschrauben, was ich aber aus zwei Gründen nicht tat. Zum Einen würde der Katamaran durch die Wellenbewegungen unscharf werden und zum Anderen wollte ich das Meer etwa so ablichten, wie ich es auch mit meinen Augen wahrgenommen habe. Eine Belichtungszeit von mehreren Sekunden hätte aus den Wellen einen homogenen Einheitsbrei gemacht und das wollte ich verhindern. Letztendlich resultierte aus dieser Überlegung dann 1/5 Sekunden, bei unveränderter Blende sowie gleichem ISO-Wert.

Beide Fotos wurden getrennt voneinander bearbeitet und anschließend per Ebenenmaske zusammengefügt. Das klappt in der Regel recht gut, da hier der Kontrastunterschied zwischen Himmel und Stadt sehr deutlich ist und das ausmaskieren daher recht einfach durchführbar ist. Bei den Lichtern auf dem Meer handelt es sich übrigens um Fischerboote, die gerade ihre Netze einholen. Gut zu erkennen ist auch der Lichtkegel des Scheinwerfers, der den Kirchturm beleuchtet, sowie die Lichtkegel, die an manchen Stellen zu sehen sind. Diese entstanden durch die leichte “Dunstglocke”, die über der Stadt lag und das Licht zurück warf.

Vielleicht schöpft ja der Eine oder Andere Inspiration aus meinen kleinen Tutorial und versucht sich auch mal dran. 🙂